EU-Richtlinie: Zahlungsziel von 60 Tagen könnte Zahlungsmoral sinken lassen

Eine neue EU-Richtlinie soll das Zahlungsziel auf 60 Tage verkürzen. Dieser Schuss könnte jedoch nach hinten losgehen, denn in Deutschland sind zur Zeit viel kürzere Zahlungsziele üblich.

Deutsche Unternehmen haben ein durchschnittliches Zahlungsziel von derzeit 19 Tagen. Im Gegensatz zum Frühjahr diesen Jahres hat die Zahlungsmoral inländischer Unternehmen abgenommen. Die Auswertung des Atradius Zahlungsbarometers ergibt, dass Zahlungen erst nach durchschnittlich 24 Tagen eingehen. Bei einem Drittel der befragten Unternehmen wurden diese von den Kunden sogar um eine Verlängerung des Zahlungsziels gebeten oder der Geschäftspartner wurde um ein höheres Kreditlimit ersucht.

Die geplante EU-Richtlinie könnte diese schlechte Zahlungsmoral noch verschlimmern. Nach dem EU-Entwurf soll das Zahlungsziel, welches öffentlichen oder gewerblichen Auftraggebern eingeräumt wird, auf maximal 60 Tage begrenzt werden. In Deutschland könnte das aber für die Kunden, für die bisher wesentlich kürzere Zahlungsziele gelten, einen Freifahrtschein bedeuten, die Zahlung bis auf 60 Tage hinauszuzögern.

Eine von dem Kreditversicherer Atradius durchgeführte Umfrage bei rund 4.000 Unternehmen aus 22 Ländern ergab, dass fast ein Drittel der Befragten von einer Verschlechterung der Zahlungsmoral ausgeht. Von der EU-Richtlinie, von der eigentlich kleine bis mittelständische Unternehmen profitieren sollen, hätten wahrscheinlich nur größere Unternehmen mit einem gut organisierten Forderungsmanagement einen Vorteil, denn hier könnte ein verlängertes Zahlungsziel als werbewirksames Mittel eingesetzt werden.