Kundenverwirrung bei Esso: Super95-Benzin statt E10 im Tank

Tankstellenkunden von Esso kaufen aufgrund falscher Auszeichnungen statt des Ökosprits E10 gewöhnliches Super95-Benzin. Esso argumentiert, Verbraucherzentrale NRW sieht bewusste Täuschung.

Autofahrer sind verunsichert, Wirtschaft und Politik ohne Plan – die Diskussionen um die neue Benzinsorte “Super E10” sind in aller Munde. Esso-Tankstellen in Nordrhein-Westfalen haben dem Chaos jetzt die Krone aufgesetzt. Kunden, die an mit E10-Benzin ausgezeichneten Zapfsäulen tankten, erhielten in Wirklichkeit normales Super95-Benzin. Auch am Preismast war E10 zu lesen. Wer hinterher auf seinen Kassenzettel schaute, las darauf sogar die Bestätigung, dass er E10 gekauft hatte.

Esso-Sprecherin Gabriele Radke erklärt, wie es zu diesem unverständlichen Durcheinander kommt. Laut ihrer Aussage sind "rund 120 Esso-Stationen" davon betroffen, dass E10 "in Raffinerien und Lägern nicht planmäßig bereitgestellt werden konnte". Deshalb steht der Ökosprit nicht zur Verfügung, die Tankstellen sind jedoch schon entsprechend ausgezeichnet. So kommt es, dass stattdessen Super95-Benzin, dessen Ausmusterung schon vorgesehen war, aus den mit E10 gekennzeichneten Zapfhähnen fließt.

Esso: Super95 ist auch E10

Radke erläutert weiter: "Eine Rückumstellung der Tankstellen" sei "auf die Schnelle nicht ohne Weiteres möglich". Damit die Kunden "nicht irritiert sind, haben wir unsere Tankstellenpartner gebeten, auf der Tanksäule das Hinweisschild E10 zu überkleben. Doch verhindern lässt sich das nicht ganz."

Laut der DIN-Norm sei das für Esso allerdings kein wirkliches Problem. Darin wird "definiert, dass E10 ein Benzin kennzeichnet, das maximal 10 Prozent Ethanol enthält. Ein Minimumanteil ist nicht festgelegt." Laut dieser Beschreibung sei Super95 also auch E10.

Verbraucherzentrale NRW: Vertrauen in E10 wird geschwächt

Von Testern der Verbraucherzentrale NRW befragte Esso-Mitarbeiter gaben sogar eine ziemlich eigenartige Preispolitik zu. Das sich in den E10-Säulen befindende Super95-Beinzin sowie das qualitativ bessere Super Plus seien zum gleichen Preis angeboten worden. Radke bestreitet dieses Vorgehen, da es nicht der "Maxime" von Esso entspreche.

Als "Täuschung der Autofahrer: ein weiterer Sargnagel für das Vertrauen in die Einführung von E10-Benzin" bezeichnet der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, Klaus Müller, dieses Vorgehen. Schließlich hätten andere Tankstellenkonzerne wie Shell oder Aral auch Schwierigkeiten mit E10 und verwirren laut eigener nachdrücklicher Aussagen ihre Kunden trotzdem nicht.