Depression und Angstzustände: Stadtleben gefährdet die Gesundheit

Bewohner von Großstädten zeigen deutlich aktivere Stressregionen im Gehirn als Bürger, die auf dem Land wohnen. Viele Menschen auf engem Raum fördern Depressionen und Angststörungen.

Das Risiko, dass sich bei Menschen in Städten Depressionen und Angstzustände entwickeln, liegt neuesten Studien zufolge weit über dem von Landbewohnern.

Kinder mit höherem Schizophrenie-Risiko
Die Kindheit in einer Großstadt birgt ein zwei- bis dreimal so hohes Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, als dies bei Kindern in ländlichen Gebieten der Fall ist. Zwei für die Regulierung von Stress und Emotionen zuständige Hirnregionen zeigen bei Stadtbewohnern Veränderungen, wie eine Studie von Professor Andreas Meyer-Lindenberg vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) und seinem Team in Mannheim belegt, die am Donnerstag im Fachjournal "Nature" erschien.

Eine Kernspintomographie des Hirns bei 160 Freiwilligen unter Stress und unter Kontrollbedingung habe ergeben, dass die sogenannte Amygdala – eine Art primitiver Gefahrensensor – bei Stadtbewohnern deutlich aktiver sei als bei Landmenschen, so Meyer-Lindenberg nach einer entsprechenden Untersuchung zusammen mit Wissenschaftlern der McGill Universität, Montreal. Der sogenannte cinguläre Cortex – ein Teil des Frontallappens des Hirns, der die Steuerung der Amygdala bewirkt -, habe bei Menschen, die ihr Leben in Großstädten verbracht haben, deutlich stärker angesprochen. "Diese beiden Regionen im Hirn sind besonders empfänglich für Stress", erläutert Meyer-Lindenberg.

Zu viele Menschen auf engem Raum
Landbewohner haben ein 20 Prozent geringeres Risiko, Angststörungen zu erleiden, als Großstädter, Depressionen liegen bei 39 Prozent. Viele Menschen auf engem Raum sehen die Wissenschaftler als einen Hauptfaktor für das stressbelastete Leben in der Stadt an. Neue Studien dazu sollen folgen, denn über 50 Prozent der Weltbevölkerung sind bereits Städter mit steigender Tendenz. Meyer-Lindenberg: "Wenn wir den genauen Grund kennen, kann das bei der Stadtplanung berücksichtigt werden".