37.000 Todesfälle jährlich durch Krankenhauskeime

Wer sich in stationäre Behandlung begibt, erhofft sich dadurch vollständige Gesundung. Dass es in den meisten Krankenhäusern ganz anders laufen kann, zeigen jüngste Erhebungen. Demnach kommt es durch mangelnde Hygiene zu unnötigen und durchaus vermeidbaren Infektionen. EU-weite Todesfälle durch Krankenhausinfektionen sprechen eine eigene Sprache.

Keimschleuder Krankenhaus

Gegenüber der WELT äußerte EU-Gesundheitskommissar John Dalli seine Sorge hinsichtlich der hygienischen Verhältnisse nicht nur in deutschen, sondern in allen europäischen Krankenhäusern. Die Zahl der Patienten, die sich während ihres stationären Aufenthalts mit Krankenhauskeimen infizieren, liegt bei über vier Millionen. Pro Jahr hat die EU 37.000 Todesfälle zu beklagen, die auf Infektionen im Krankenhaus zurückzuführen sind. Diese Zahlen sind nicht nur bedenklich, sondern höchst beängstigend, wie Dalli betonte. Auch wenn die finanzielle Lage der Krankenhäuser nicht gerade rosig sei, dürfe nicht am falschen Ende gespart werden. Strengere Hygienevorschriften für alle Krankenhäuser seien unbedingt notwendig.

Klare Forderungen von Seiten der konservativen europäischen Volkspartei

Die Botschaft der EVP an alle Mitgliedsländer ist deutlich. Durch eine Optimierung des Krankenhausmanagements sowie regelmäßige Personalschulungen könnte dazu beigetragen werden, künftig Behandlungsfehler zu vermeiden. Vor allem die Sicherheitsstandards im Sektor Hygiene müssten drastisch erhöht und von allen Krankenhäusern eingehalten werden. Des Weiteren sollen medizinische Fehler bei der Behandlung künftig erfasst werden. Zur Sicherung der Patientenrechte sollen Klageverfahren künftig erleichtert werden, damit Betroffene die ihnen zustehende Entschädigung früher erhalten. Dalli monierte, dass es bislang in Deutschland kein Patientenrechtegesetz gäbe, außerdem fehle es an einem Melderegister, in dem Behandlungsfehler festgehalten werden.

Intensivbehandlungen stark verbesserungswürdig

Rückendeckung bekommt Dalli von Klaus-Dieter Zastrow, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). Aufgrund der verheerenden hygienischen Verhältnisse in den Krankenhäusern käme es immer wieder zu vermeidbaren Todesfällen. Die Sterberate könne durch bessere Hygienestandards deutlich gesenkt werden. Zastrow ist Chefarzt für Hygiene in den Vivantes-Kliniken in Berlin und muss es wissen. Vor allem auf den Intensivstationen gäbe es Handlungsbedarf, denn in den Abend- und Nachtstunden käme es durch die geringere Personalbesetzung zu Defiziten bei den Hygienemaßnahmen. Strengere Hygienevorschriften für alle deutschen Krankenhäuser müssten gesetzlich verankert werden. Zastrow fordert für jedes Krankenhaus, das über 450 Betten ausweist, die Beschäftigung eines ausgebildeten Hygienefacharztes.